Klinik Lilienthal
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Neue Perspektive für Laisa

Klinik Lilienthal, 27.03.2023

Regenbrecht-Lilienthal-Bremen-Friedensdorf-International

Als die 12-jährige Laisa im Dezember 2021 nach Deutschland kommt, kann sie nicht aufrecht gehen. Ihre Beine sind extrem verkrümmt und sie ist gezwungen sich im sogenannten Kauergang fortzubewegen.

Laisa kennt es nicht anders, sie kam so zur Welt. Das fatale jedoch: Je mehr sie wächst, desto größer wird das Problem. Ihre Eltern leben in Angola, wo enorme soziale Ungerechtigkeit herrscht. Abgesehen davon, dass die Eltern finanziell nicht in der Lage wären, ihrer Tochter mit einer OP ein besseres Leben zu schenken, können solche Operationen in Angola auch gar nicht durchgeführt werden. Deshalb vertrauen sie Laisa der Hilfsorganisation Friedensdorf International an. Seit 1967 ermöglicht die Organisation schwer verletzten und kranken Kindern aus Kriegs- und Krisengebieten eine medizinische Behandlung in Deutschland, Österreich und der Schweiz.

Mit der Hoffnung auf eine bessere Zukunft hat auch die tapfere Laisa ihre Heimat verlassen, um gesund zu werden. In Deutschland lebt das Mädchen zusammen mit anderen Kindern im Friedensdorf in Oberhausen. Von hier aus werden die kleinen Patientinnen und Patienten für ihre Behandlung in kooperierende Kliniken gebracht. Maria Blum und Lea Preß, Koordinatorinnen im Friedensdorf, stellen im Jahr 2020 erfolgreich den ersten Kontakt zur Klinik Lilienthal her: „Wir sind sehr erfreut über die erneute Zusammenarbeit mit der Klinik Lilienthal. Bereits in der Vergangenheit hat Herr Doktor Regenbrecht eine schwerwiegende Fehlstellung einer jungen Patientin, die über das Friedensdorf nach Deutschland kam, erfolgreich behandelt“, erinnert sich Maria Blum an das Jahr 2018 zurück, in dem Dr. med. Bertram Regenbrecht, Chefarzt für Orthopädie und Unfallchirurgie, einem sechsjährigen Mädchen einen aufrechten Gang durchs Leben ermöglichte. Nach einigen persönlichen Gesprächen kommt die Zusammenarbeit auch diesmal schnell zustande. Mitte Februar 2021 ist es dann so weit: Laisa wird zum ersten Mal operiert. Insgesamt waren im Laufe der Zeit vier Operationen nötig, bis Laisa mit beiden Beinen aufrecht laufen konnte. Die letzte OP erfolgte im Januar 2023. Für die OPs und den Zeitraum der Nachsorge war Laisa jeweils in der Klinik Lilienthal und zwischenzeitig im Friedensdorf untergebracht. Eine ehrenamtliche Mitarbeiterin des Friedensdorfs hat das Mädchen in diesen Zeiträumen intensiv betreut und so oft es ihr möglich war besucht.

Ihr Arzt, Dr. med. Bertram Regenbrecht, erinnert sich an den Gesundheitszustand seiner jungen Patientin zurück: „Das Problem bei Laisa war, dass beide Unterschenkel von einer sehr ausgeprägten Fehlstellung betroffen waren. Wir haben dann folgenden Plan entworfen: Zunächst stand die Korrektur des linken, etwas weniger betroffenen Beins, mit einer Platte an. Anschließend erfolgte die Korrektur des rechten Beins mit einem sogenannten Fixateur“, erklärt Dr. Regenbrecht. Die Behandlung mit dieser Hightech-Schiene ist sehr teuer, aber alternativlos. Das Gerät nutzt das Prinzip eines Flugsimulators: Das obere Knochenfragment entspricht dem Cockpit. Es steht auf sechs gegeneinander verschränkten Streben. Durch Verlängerung oder Verkürzung einzelner Streben, kann das Cockpit gegenüber dem Boden, also gegenüber dem unteren Knochenfragment, in fast jede Position im Raum gebracht werden. Pro Tag ist eine Korrektur von einem Millimeter möglich. Ein Computerprogramm errechnet die erforderliche Endstellung, mit der die Deformation beseitigt wäre und vergleicht sie mit der Startposition. Das Ergebnis ist ein detaillierter Plan zur täglichen Verstellung der einzelnen Streben. Mit diesem sogenannten Distraktionsplan stellt der Patient nun täglich seinen Fixateur neu ein. Der Clou an der Sache: Durch das langsame Vorgehen, versucht der Knochen zwischendurch zu heilen und bildet neues Knochenmaterial. Insgesamt  kann man einen Knochen so um bis zu zehn Zentimeter verlängern! Sehnen und Muskeln dehnen sich dabei einfach mit. Bei Laisa hat diese Phase etwa acht Wochen lang gedauert.

Während der Behandlung mit dem Fixateur muss sie regelmäßig zur Nachkontrolle in die Klinik. Anfang Februar 2023 sind erste große Erfolge sichtbar: Die Fehlstellung ist beseitigt und Laisa kann endlich aufrecht gehen! Das Laufen fällt zwar noch schwer und ist schmerzhaft, aber das Mädchen ist motiviert, übt fleißig und will so schnell wie möglich ohne Schiene und Krücken laufen können. „Zur Stabilisierung des Knochens haben wir im Januar den Fixateur entfernt und eine Platte am Knochen angebracht, die in etwa ein bis zwei Jahren entfernt werden kann“, erklärt Dr. Regenbrecht, der mit der Entwicklung seiner Patientin sehr zufrieden ist. „Laisa war zunächst ein etwas verschlossenes Kind, hat aber im Laufe der Zeit Zutrauen gefasst und sich in einer unglaublich kurzen Zeit sogar sehr gut auf Deutsch verständigen können. Wir sind sehr froh, das Mädchen im Frühjahr mit einem ganz neuen Lebensgefühl in ihre Heimat zu entlassen“, fasst der Chefarzt zusammen. Die Kosten für die gesamte Behandlung trägt die Klinik Lilienthal.

Dr. Benjamin Behar, geschäftsführender Direktor der Artemed-Klinikgruppe, ist sehr stolz auf alle beteiligten Kolleginnen und Kollegen: „Hier wurde erneut eine großartige Teamarbeit unter Beweis gestellt. Alle Beteiligten – sei es das Ärzte- und das Pflegeteam oder die Orthopädietechniker, sowie Physiotherapeuten – haben zusammen dazu beigetragen, einer jungen Frau eine ganz neue Perspektive zu bieten. Dafür möchte ich mich herzlich bedanken." Klinikleiterin Melanie Sander ergänzt: „Wir sind überaus glücklich, Laisa so gut geholfen zu haben und sie nun demnächst mit einem aufrechten Gang nach Hause zu ihrer Familie entlassen zu können. Dies wird bestimmt nicht die letzte Kooperation mit dem Friedensdorf gewesen sein.“ 

Friedensdorf International freut sich jederzeit über das Engagement freiwilliger Helfer:innen zur Betreuung der stationären Aufenthalte der jungen Patientinnen und Patienten. Diese umfasst regelmäßige Besuche der Kinder - inklusive Spielen, Bastelarbeiten und eventuellem Tränentrocknen nach den Eingriffen. Informationen hierzu erhalten Sie telefonisch oder per Mail:

Friedensdorf International Koordinationsstelle Nord
Lea Preß und Maria Blum
Tel.: 0162-2324680 E-Mail: nord@friedensdorf.de
https://friedensdorf.de/

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Pressekontakt:
Ella Müller
Referentin für Kommunikation Artemed SE
Tel.: 030 36206-367
ella.mueller@artemed.de 

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